Überblick
Ich lese gerne und bin sehr neugierig darauf, wie professionelle Hundesportler ihre Hunde arbeiten – besonders, wenn sie so bekannt sind wie Milan Hoyer. Auch außerhalb von teuren Seminaren kann man so manches von ihnen lernen und für die Ausbildung des eigenen Hundes mitnehmen. Bevor ich aber ins Detail gehe, schauen wir uns dazu erst einmal die Hintergründe der beiden Autoren an:
kurze Portraits der Autoren Milan Hoyer und Klaus Jadatz
Die Erfahrung aus mehr als 50 Jahren Hundesport bringt Milan Hoyer mit. Sein Steckenpferd ist der Fährtenhundesport, in dem er bereits zahlreiche Erfolge – auch auf deutschen Meisterschaften – gefeiert hat. Dabei hat er die Methode entwickelt, die in diesem Buch vorgestellt wird. (Quelle: faehrten-seminare.de, 26.5.2024)
Klaus Jadatz ist seit über 40 Jahren im Gebrauchshundesport aktiv – entweder als Hundeführer, Trainer oder als Richter im Südwestdeutschen Hundesportverband – swhv . Er hat mehrfach an überregionalen Meisterschaften erfolgreich teilgenommen und konzentriert sich im Bereich Ausbildung unter anderem auch auf die der Fährtenleger des Verbands. (Quelle: Verlag, 26.05.2024)

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Das Buch für diese Rezension habe ich mir selbst gekauft und wurde mir nicht kostenlos zur Verfügung gestellt. Die unten aufgeführten Links sind keine Affiliate-Links, d.h. ich bekomme keine Provision, wenn du darüber bestellst.
Autoren: Milan Hoyer und Klaus Jadatz
Verlag: Oertel+Spörer
Gebunden: 96 Seiten, 3. Auflage, 2022
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über den Inhalt des Buchs
In diesem Buch stellen die beiden Hundesportler die von Milan entwickelte Methode zur Fährtenhundeausbildung vor. Sie beginnen bei den Grundlagen, zu denen unter Anderem
- etwas Theorie zur Fährtenarbeit,
- ein Überblick über die Ausrüstung,
- vorbereitende Übungen außerhalb der Fährte,
- und geeignetes Futter gehören.
Die ersten Schritte im Geruchsfeld (inkl. Platzierung des Futters) und der Übergang zum Suchen in der Fährte werden ausführlich beschrieben, da hier der Grundstein für das ruhige, konzentrierte Suche gelegt wird. Dazu passende Fotos und schematische Zeichnungen veranschaulichen die im Text beschriebenen Schritte. Es folgen die nächsten Schritte bis hin zur Prüfungsreife, wobei nicht nur auf die dabei entstehenden Probleme hingewiesen wird, sondern auch gleich passende Lösungen angeboten werden. Die Besonderheiten der langen IFH-Fährten wird dabei nicht unter den Tisch fallen gelassen, so dass hier ein Ausbildungsweg vom ersten Schritt bis hin zum fertig ausgebildeten Fährtenhund erläutert wird.
ein kleiner Hinweis zu den Buchversionen
In den gängigen Buchshops wird dieses Buch als 2. Auflage von 2018 geführt, obwohl es bereits eine dritte Version (lt. Verlag von 2021, lt. meinem Buch von 2022) gibt.
Lass dich davon nicht verwirren! Inhaltlich wurde zwischen diesen Versionen kaum bzw. gar nichts geändert, so dass es keine Rolle spielt, welche du dir holst.
mein persönlicher Eindruck
Nach dem Lesen des Buchs bin ich etwas hin und her gerissen, denn es gibt viele positive, aber leider auch einige negative Punkte.
Der in diesem Buch beschriebene Ausbildungsweg legt sehr großen Wert auf eine zwangs- und stressfreie Ausbildung mit dem Fokus auf Ruhe, Konzentration und korrektem Absuchen einer Fährte, was mir sehr gut gefällt. Trotz, dass dieser Weg schon recht alt ist (lt. Buch ca. 30 Jahre) entsprechen die Autoren Milan Hoyer und Klaus Jadatz damit der modernen Hundeausbildung und dem Ziel, einen selbstständigen, konzentrierten und drangvollen Fährtenhund für die Prüfungen auszubilden.
Zum Einstieg werden einige grundlegenden Fakten über den Hund, seine Nasenleistung und die Fährtenarbeit selbst vorgestellt. Dabei haben mich besonders die Atemtechnik der Hunde und die Auswirkung des Suchens auf die Körpertemperatur des Fährtenhundes beeindruckt. Auch die Hinweise zur Geländenutzung haben mir sehr gut gefallen (werden ja gerne vergessen – egal, ob in der theoretischen oder praktischen Fährtenhundeausbildung). Eine Übersicht über die benötigte Ausrüstung runden das Bild für den Fährteneinsteiger ausreichend ab.
Es folgt die schrittweise und logisch aufgebaute Darstellung des Ausbildungswegs, bei der Milan Hoyer und Klaus Jadatz relevante Vorübungen (auch außerhalb der Fährte) nicht vergessen. Für auftretende Probleme gibt’s gleich die passende Lösung, die nicht erst mühsam hinten heraus gesucht werden muss, sondern gleich an Ort und Stelle präsentiert wird. Kurze Tipps für die fortgeschritteneren Fährten auf IFH-Niveau werden auch mitgegeben.
Nun kommen die Abers:
Einige Informationen sind entweder veraltet oder schlichtweg falsch. Dazu gehört beispielsweise die abgebildete Fährtenleine, in die in bestimmten Abständen Ringe eingearbeitet wurden. Abgesehen davon, dass der Nutzen der Ringe nicht vorgestellt wird, wird auch nicht darauf hingewiesen, dass diese Art Suchleine in Prüfungen nicht verwendet werden darf.
Die Angaben zur Prüfungsordnung wurden selbst in der aktuellen Ausgabe von 2022 nicht angepasst, so dass hier immer noch Vorgaben aus der Zeit vor 2019 als aktuell gültig ausgewiesen werden. Das sind zwei vermeidbare Fehlerquellen für jemanden, der seinen Hund nur rein nach diesem Buch ausbildet und
Zudem vermisse ich bei manchen Erläuterungen und Lösungsansätzen doch etwas mehr Tiefe, um diese (trotz oder gerade wegen meiner persönlichen Fährtenerfahrungen) besser verstehen zu können. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Milan die Ausbildung des Hundes selbst in die Hand nimmt, anstatt die Anleitung für die Hundeführenden weiter auszuführen. Wenn ich ein Buch lese, dann ist es mein Ziel, mich weiterzubilden. Zu erfahren, dass der Hund von einem Profi übernommen und ausgebildet wurde, hilft mir persönlich gar nicht.
kurz gesagt...
Das Buch erhebt nicht den Anspruch, alles rund um das Thema „Fährtenhundeausbildung“ zu enthalten. Es konzentriert sich stattdessen nur auf den Ausbildungsweg von Milan Hoyer und bleibt sich dabei treu. Auch das Ziel, die für diese Methode relevanten Informationen und die Vorgehensweise schrittweise zu präsentieren, wird erfüllt.
Ganz gewaltig aufpassen muss man aber bei den mittlerweile überholten Punkten. Der selbstständige Blick in die Prüfungsordnung ist bei dieser Buch-Lektüre Pflicht – besonders dann, wenn man später seinen Fährtenhund aktiv und erfolgreich in Prüfungen führen möchte. Um deinem Hund das Suchen selbst und das Verweisen der Gegenstände zu vermitteln, ist das Buch trotzdem geeignet, denn darauf haben die vorhandenen Fehler bzw. veralteten Angaben keine Auswirkung.
Ob die im Buch von Milan Hoyer und Klaus Jadatz beschriebene Methode nun zu dir und deinem Hund (vielleicht auch nur in Teilen) passt, musst du leider selbst herausfinden. Ich kenne dich und deinen Hund nicht persönlich, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob dieser Weg wirklich zu euch passt oder ob eine andere Vorgehensweise vielleicht geeigneter wäre. Mir persönlich hat gerade der Schwerpunkt auf Ruhe und Konzentration am Anfang sehr gut gefallen, denn diese sind meiner Meinung und Erfahrung nach für einen erfolgreichen Fährtenhund ausschlaggebend und in Teilen setzen wir sie so auch um.